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Zakynthos

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Tauchausrüstung wird zum Kutter geschafft

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Brücke in der Stadt

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Athen, die Stadt der 7 Berge

In Thessaloniki

Das Tempetal

Mittelalterliche Befestigungsanlage

 

 

 



 Einmal rund um Griechenland und zurück

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Der folgende Text ist entnommen dem Band "Nur tauchen, reisen und schreiben, Teil II" und enthält die Episoden:   Chalkidiki   -   Metéora-Klöster   -   Delphi   -   Zakynthos   -    Schildkröten und Röhrenwürmer   -   Peloponnes   -   Athen   -   Heimwärts    |  nach unten

Die Vorgeschichte

Die Reise nach Griechenland - 1989 - war meine letzte Reise, die noch von den DDR-Behörden genehmigt werden musste. Die Legende: Offizielle Finanziers westdeutsche Verwandten meiner Ex, Befürworter Urania und Kulturbund, Einladung und Betreuung vor Ort Frank Pelizaeus von Zante Diving!

Jeder Mensch hat Traumreiseziele. Sie existieren als jene Reisen, von denen man wohl immer nur träumen wird und als die früher oder später realisierbaren Traumreisen. Zu den letzteren gehören für mich seit den ersten Berichten Hans Hass' die Malediven und eines der klassischen Bildungsziele: Griechenland! Wem das Glück hier nicht hold war durch Zufälligkeiten - etwa jenen eines privilegierten Elternhauses oder auch nur, dass er bei der Teilung Deutschlands beispielsweise einige Kilometer weiter westlich lebte -, der dennoch an seinen Träumen festhielt, der musste mehr als andere in Hoffnung Willen, die Bereitschaft zu Verzicht und Risiko und in Leistung investieren. Der Lohn, wenigstens für mich: eine Form der Berufstätigkeit, die Hobby und Vollkornbroterwerb vereint - und Griechenland!

Griechenland ist etwa dreimal so groß wie die Schweiz bzw. halb so groß wie ursprünglich die Bundesrepublik. Ungefähr ein Fünftel dieser Fläche entfällt auf 1400, einer anderen Quelle nach auf rund 2000 Inseln, von denen sind etwa 170 bewohnt. Zu 70 bis 80 Prozent besteht Griechenland aus Gebirge. Auch die Inseln sind oft nur aus dem Meer ragende Felsen. In Griechenland leben ungefähr 10 Mio. Menschen.

Im Spätsommer des aufregenden Jahres 1889 erhalte ich - mit Einladungen und Befürwortungen garniert und als private Dienstreise deklariert - über das Kulturministerium die Genehmigung zu meiner Traumrealisierung!

Ich ruiniere mein Sparbuch, bringe den Trabant auf Vorderachse und fülle ihn mit den üblichen Vorräten osteuropäischer Autoreisender von A wie Autoteile bis Z wie Zwieback und Zweitaktöl. Ich fahre die seit über einem Jahrzehnt vertraute Bulgarienroute, die wir Schwarzmeerreisenden einst wohl oder übel alle dahin rollten: Prag - Budapest - Timisoara. Oft wohl und manchmal auch übel. Durch Rumänien praktisch im Nonstop, abgesehen von dem Nachtanken aus einem 5-l-Kanister und Pipi. Denn bei jedem Stopp war man fast sofort von bettelnden Sinti- und Roma-Kindern umringt. Und wie damit umgehen? Und endlich da an jenem Straßenabzweig, wo sich sonst die Westeuropäer von uns DDRlern trennten wie Weizen von der ungeliebten Spreu und weiter nach Griechenland sausten, rollt nun endlich auch mein geliebter Trabbi.

Die gewählte Strecke ist einiges länger als jene über Österreich und Jugoslawien, aber sie ersparte mir Visen und Devisen. Der in Bulgarien noch einmal wohlgefüllte Tank würde erlauben, mit dem letzten Tropfen Sozialismus-Sprit hinab an die Ägäis zu rollen. Außerdem konnte ich so praktisch im Vorbeifahren noch einmal durch die bereits in den siebziger Jahren vertraute Landschaften und Orte reisen. Letztlich würden bis Kulata, wieder außer in Rumänien, KFZ-Sorgen und medizinische Dinge keine Probleme bereiten. - Die bulgarischen Grenzbeamten blättern unschlüssig im Reisepass, telefonieren, diskutieren - und öffnen, immer noch ein wenig misstrauisch und zögernd, den Schlagbaum. Donnerstag, 14. September. Hellas, ich grüße dich. Griechenland zeigt sich gerührt und öffnet ebenfalls, aber seinen Himmel. Kurz: Es beginnt zu regnen!

Ich rolle geradewegs nach Süden durch die Ebene der Strimonas mit ihren weiten sanft gewellten Flächen und den grüngelben Karees bewirtschafteter Felder. Zunächst erscheint alles kaum anders in in Bulgarien. Doch dann, anderthalb Stunden später und fast schon am Meer - schimmern plötzlich Konturen einer alten Befestigungsanlage aus der diesigen Ferne. Und in der Nähe der Brücke über den Fluss Strimon wacht ein Löwe, ein antikes Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht Philipp II. gegen die Athener. Die Antike! Ich bin wirklich in Griechenland! Als ich noch mit der Kamera um den Löwen herumschleiche, hält neben mir ein Wohnmobil aus Berlin, West-Berlin. Einer der Insassen kräht: Eh, bis’de ooch raus über Ungarn? Nach rund 100 km ab Kulata erreiche ich die Ägäis. Und zwischen Mahlsdorf und dem Meer liegen jetzt 2200 Straßenkilometer!     nach oben  nach unten

 

Chalkidiki

Die ersten Blicke auf das sagenumwobene Meer, auf eine Gedenkstätte am Wegesrand und etwas später - nun schon auf Chalkidiki - das mediterrane Ambiente in dem kleinem Hafenörtchen Pirgadikia müssen natürlich abgelichtet werden. Und inzwischen strahlt auch schon wieder die Sonne. Die Halbinsel Chalkidiki ragt wie eine rund 100 km lange dreifingerige Hand in die Ägäis. Der westlichste Finger heißt Kassandra, der mittlere Sithonia und den östlichen Finger bildet die männlichen Besuchern kaum und Frauen auf keinen Fall zugängliche Mönchsrepublik Athos. Sithonia ist etwa 40 bis 50 km lang und am Ende  seiner Ostküste liegen freigegebene Tauchgebiete und viele idyllische Buchten. Und an einer solchen endet im Schatten eines Olivenhaines mein erster Tag in Griechenland.

Der nächste Morgen kündigt sich an mit Blitz und Donner. Ich fahre weiter nach Kalamitsi, zu jenem Campingplatz, auf dem sich die Tauchbasis Nireas Diving befindet. Alles in allem hätte ich dort ca. 10 DM je Tag zu berappen. Kein Preiswucher gewiss, doch der Platz behagt mir nicht und jede eingesparte Übernachtung bedeutet das Äquivalent zu einem Taschenbuch mehr im heimischen Bücherregal. So habe ich jedenfalls bisher immer gerechnet!

Am Ende der Bucht finde ich einen schönen Stellplatz am Rand des Strandes, allerdings ohne Trinkwasser - und ohne Schatten! Die Sonne hat gewiss nicht mehr die Kraft des Hochsommers, aber sie glüht auch so noch mehr als genug. Ich manövriere das Auto hin und her, bis ich endlich, unter Berücksichtigung des Sonnenlaufes, die günstigste Position finde, die am längsten Schatten gewährt. - Am späten Abend donnert und schüttet es wie aus den sprichwörtlichen Eimern. Ich schaue nachdenklich aus dem Autofenster und lausche den Kommentaren der Deutschen Welle zu den neuesten Flüchtlingszahlen.

Die gesetzlichen Regelungen für das sportliche Tauchen sind sehr unterschiedlich in der Welt. Sie reichen vom Fehlen jeglichen Reglements bis zu Gesetzen, nach denen Tauchergeräte aufbewahrt werden mussten wie Waffen. Und bis heute weis ich keine Erklärung, warum in einigen Ländern auch Unterwasserkameras mit auf dem Index genehmigungspflichtigem Sportgerätes stehen. Zumindest stimmt nicht, dass die Verbieter Fotos fürchten, die zeigen, dass es an ihren Küsten kaum noch etwas zu fotografieren gibt!

Wie auch immer: Als ich in Griechenland einreiste, wurden zunächst Tauch- und Fotoausrüstung in den Reisepass eingetragen. Dann holte der Zollbeamte Draht und Plombierzange, kratzte sich unterhalb des Mützenrandes den Kopf - schwierig, schwierig - und wickelte schließlich den zu plombierenden Draht um Flaschenventil und Transportsack. Die dazugehörige Auflage: In dem Tauchgebiet bei der zuständigen Hafenpolizei bzw. dem Zollamt sich ausweisen, die Tauchvorhaben erklären und die Plomben öffnen lassen. Die Tauchgänge jeweils für die nächsten Tage anmelden und vor der Abreise neue Plomben anbringen lassen . . . Meine Güte, nun kratze ich mir ein wenig den Kopf. Ich hätte gar nicht gedacht, dass es noch Steigerungen in den bis dato in der DDR üblichen Auflagen gibt. In ganz Griechenland ist noch 1989 das tauchbasenunabhängige Tauchen mit Tauchgeräten nur an fünf Orten gestattet: in engbegrenzten Gebieten auf den Inseln Korfu, Paxos, Zakynthos und Mykonos und auf der Chalkidiki-Halbinsel Sithonia.

Ab Sonnabend fahnde ich in der Umgebung Kalamitsis vergeblich nach einem zuständigen Ortsgewaltigen, der mir die Plomben öffnet. Ich möchte das Geld für die Leihgeräte der Tauchbasis einsparen. Nach einigen Irrwegen erfahre ich schließlich am Montag auf der Zollstation in Sarti: Hier ist keiner zuständig, ich müsste zurück zur Bezirkshauptstadt  Thessaloniki. Wer viel fragt, bekommt halt viele Antworten!

Am nächsten Tag schlüpfe ich schwitzend in den Tauchanzug. Na ja, schlüpfen ist übertrieben. Eigentlich quäle ich mich in den Tauchanzug, denn das Material klebt auf der schweißigen Haut und schlüpft nicht die Bohne. Ich schnorchele hinüber zu einer kleinen Felsinsel, die vis-a-vis des Zeltplatzes aus dem Wasser ragt.

Das Wasser bietet Sichtweiten um 15 bis 20 m und ist mit etwa 25 °C angenehm temperiert. Trichteralgen, kleine Braunalgen, schwärzliche Schwämme überwuchern einzelne Felspartien wie Pockennarben. Hier und da quellen die Tentakelbüschel von Wachsrosen aus dem Gestein. Kleine Lippfische schießen durch das Wasser. Meerbarben stöbern im Sand nach fressbaren Partikeln. Brassen streifen über die Gründe. Alle Fische sind nur finger- bis gut handlang. Größere Tiere zogen sich vor den allgegenwärtigen Unterwasserjägern zurück in die Tiefe. Die griechische Auslese kennt da kein Pardon: Was nicht lernen will, muss grillen - oder rösten in Olivenöl und gewürzt mit Knoblauch und Pfeffer. Doch ich erwartete diese Situation und rüstete mich mit Nahaufnahmevorsätzen aus!

Sonntag. Aber der Sonntag ist mir wenig heilig, denn das Leben ist so kurz. Also wieder hinein in den Tauchanzug. Ich schnorchele wieder hinüber zu dem Felsen und schaue mich in seiner Gezeitenzone um, also in den Bereich zwischen hoch- und Niedrigwasser. Jede Zone hat ihre speziellen Bewohner, die sie nur notgedrungen oder gar nicht verlassen. Als die typischsten Tiere der Gezeitenzone des Mittelmeeres gelten die Gewöhnliche Napfschnecke und die Purpurrose. Es ist meist nicht schwer, die häufigen Purpurrosen zu finden, wenn man sie an ihrem bevorzugten Lebensraum sucht - an glatten senkrechten Felsabstürzen. Sie kleben wie halbierte Tomaten an dem Gestein. Die im Durchmesser 4 bis 6 cm großen Anemonen entwickeln ihren Nachwuchs im Magenraum und entlassen einige Zeit später die Jungtiere durch die Mundöffnung in die See.

Ich schnorchele an dem Felsen entlang. Bis auf ein Napfschneckenfoto gelingt keine Aufnahme. Im freien Wasser schwimmend, ohne festen Halt und von den Wellen auf und ab geschaukelt - wie soll man da die Kamera auf den Zentimeter genau ausrichten? Ich tauche immer wieder ab, um nach anderen Motiven zu suchen. Alles erscheint wie von einer hellolivfarbenen Patina überzogen, gewiss das Wirken unzähliger kleinster Grünalgen. Ein leuchtend roter Purpurstern hat seine schützenden Schlupfwinkel verlassen. Das plakatfarbene Tier passt eigentlich so gar nicht in diese Umgebung schlichter Töne, aber kommt mir gerade recht, um den Film zu füllen.

Am Montag tauche ich noch zweimal, nun jedoch in Begleitung und mit einem spendierten Tauchgerät. Wir umrunden wieder den Felsen, der wie ein unregelmäßiger Kegel vielleicht hundert Meter vom Strand entfernt aus dem Meer ragt. Ich belichte zwei Filme für einen nur über Wasser fotografierenden Fotografen aus Thessalonik, der das Filmmaterial stellt und im Gegenzug Tauchgeräte und Flaschenfüllung spendiert. Er braucht einige Unterwasserfotos für eine Werbetonbildshow. Wir schwimmen gemächlich in Tiefen zwischen 8 und 10 m über den Sandgrund entlang der olivfarbenen Wand und suchen nach einer geeigneten Szenerie. Sein Wunsch: Düstere unheimliche Seegraswiese. Aufsteigende Luftblasen. Ein Taucher folgt.

Ich sehe jedoch nichts Unheimliches, sondern nur die übliche mediterrane Tierwelt. Ich finde als einen ihrer besonders schönen Vertreter eine große Schraubensabelle - das ist ein Röhrenwurm mit einem Tentakelkranzdurchmesser von etwa 15 cm. Und dann entdecke ich bei genauerer Durchmusterung des Untergrundes weitere, allerdings wesentlich kleinere Röhrenwürmer. Diese bezaubernden Lebewesen üben auf mich fast dieselbe Faszination aus wie Blumentiere. Ich werde später noch von ihnen berichten.

Um aber auf die „Werbeaufnahmen“ zurückzukommen. Wir finden schließlich eine leidlich geeignete Stelle mit Seegras, und ich belichte hier die zwei Filme. Aber das Ergebnis wird wohl nicht so berauschend gewesen sein wie der abends verpichelte Retsina. Ich jedenfalls habe nie wieder von dem Fotografen gehört . . . Ich beschließe die Weiterreise, verlasse am Vormittag Kalamitsi und vollende auf der Fortsetzung der bisher bereisten Küstenstraße die Umrundung Sithonias.          nach oben  nach unten 

 

Metéora-Klöster

Nächstes Ziel: über Thessaloniki und Larissa auf der E 90 zu den Metéora-Klöstern. Und in Thessaloniki schere ich natürlich aus dem Strom des Durchreiseverkehrs an der nächsten kostenlosen Parkmöglichkeit zu einem Stadtbummel. Einige Sätze zum Verkehr. Die griechischen Autofahrer sind bekanntlich äußerst temperamentvoll - eine höfliche Umschreibung - und äußerst ungeduldig! „Ich habe es hier mit großen Kindern zu tun, denen man ein Lenkrad in die Hand gedrückt hat“, vermutet der griechische Schriftsteller Thomas Nicolaou. Aber nach meinem Empfinden wird hier gefahren auf Teufel komm raus, auch über Kreuzungen. Stoppschilder und Ampelrot besagen noch lange nicht, dass auch angehalten wird. Wer aber bei Grün nach einer halben Sekunde noch nicht von der Kreuzung weg ist, wird gnadenlos angehupt. Doch ein vollgeladener Trabbi mit seinen 26 PS ist nun einmal kein Porsche!

Ich benutze die Route quer durch Makedonien über Kozani nach Kalambaka, dem Ausgangspunkt der Abstecher  zu den Metéora-Klöstern. Die Landschaften bei den Klöstern sind beeindruckend. Eine mehrere hundert Meter aus der Thessalonischen Ebene emporragende Gebirgsformation, deren graublau schimmernden Massive sich mit der Annäherung in bizarre Felstürme auflösen. Scheinbar unzugänglich stehen  in ihren Wänden und auf den Sandsteinnadeln die Metéora-Klöster. Metéora bedeutet soviel wie „die im Himmel schwebenden“.

Die ersten Anlagen entstanden im 12. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert boten bereits 24 bewohnte Anlagen den Mönchen Zuflucht vor der Sünde der Welt - und vor den türkischen Herrschern. Noch bis 1922 wurden Baumaterial, Nahrungsmittel und Personen in Körben und Netzen mit einer Handwinde die 300 bis 400 m empor gehievt. Heute leiden diese wie alle anderen Klöster unter Nachwuchsproblemen. Wer will schon spartanisch und weltabgeschieden leben? Deshalb werden nur noch fünf von ihnen bewirtschaftet. Diese sind inzwischen über Treppen und Brücken bequemer als einst erreichbar. Die Mönche hängen übrigens nicht an dem Geldtropf der griechisch-orthodoxen Kirche, sondern sie bestreiten ihr karges Dasein von den Eintrittsgeldern und durch den Verkauf von Handarbeiten.

Ich entscheide mich für den Besuch des Vaalam-Klosters. Die Kargheit, aber auch die leicht vorstellbare ehemalige Abgeschiedenheit, die Stille und der weite Blick über die Ebene bis hin zu dem schneebedeckten Pindosgebirge verleiten zu hehren Betrachtungen. Alles starrt beeindruckt in das Panorama. „Hier könnte ich auch leben“, sagt neben mir eine junge Frau. „Hm“, brummt ihr Begleiter nach einer Weile, „aber so ganz ohne Bad und Fernseher?“          nach oben  nach unten

 

Delphi

Das nächste Ziel auf meiner Sightseeing-Liste heißt Delphi. Ich fahre in die thassalische Tiefebene hinab und dann stundenlang durch flaches Land mit fast schnurgerader Straße. Gnadenlose sengt die Sonne und nirgends ein Schattenplatz zum Rasten. Auf den Baumwollfeldern längs der Straße werden mit saurierähnlichen Maschinen, aber auch per Hand, die Wattebällchen gepflückt. Und ich bewundere die Menschen, die unter solchen Bedingungen auch noch arbeiten.

Wie gewöhnlich suche ich mir in den Abendstunden einen Stellplatz für die Nacht. Ich bereite ein „Instant-Mahl“ aus Tütensuppe und Konserveninhalt, wasche mich mit Hilfe des Inhalts eines 7-l-Kanisters und klappe den Rücksitz zur Liege um. In den meisten Ländern ist es ja noch gestattet, sich auf öffentlichen Parkplätzen im Auto für eine Nacht zur Ruhe zu legen - nur ruhig ist es halt selten!

Gut 200 Autostraßenkilometer südlich der Metéora-Klöster an einem Hang an einem Hand des Panassos liegt Delphi. Dieses Heiligtum gilt, neben der Akropolis von Athen und Olympia, als die bedeutendste Ausgrabungsstätte der Antike. Doch beide Sehenswürdigkeiten übertrifft Delphi durch seine wunderschöne Lage in einer überwältigend dazu passenden Landschaft. So wird auch für mich dieser Ort zu  d e r  Begegnung mit dem antiken Griechenland.

Unablässig schaffen Reisebusse - zeitweilige parken bis zu 15 Fahrzeuge - neue Menschenladungen heran. Deshalb ist das Fotografieren nicht einfach, denn überall bauen sich die Leute vor den Anlagen auf: Der junge Mann fotografiert die Freundin, der Vater die Mutter, die Damen sich untereinander und es gibt noch unzählige andere Versionen.

Das älteste nachweisbare Heiligtum in Delphi ist etwa 4000 Jahre alt und einer weiblichen Gottheit gewidmet.  Und auch die Anfänge des Kults um das berühmte Orakel dürfte aus dieser Zeit stammen. Man starrt auf die von den Fremdenführern angepriesene Stelle und glaubt - immer noch berauscht von Licht und Landschaft - ein Raunen der Geschichte zu vernehmen. Auf den Fotos indes zeigen sich daheim jene Überreste als das, was sie eigentlich wirklich sind: ein schlichtes Häufchen alter zerbröckelnder Steine.

Gut zu erkennen sind jedoch die Überreste des Apollontempels, des Theaters, eines Stadions und eines (wiedererrichteten) Schatzhauses. Nicht zu übersehen: die in herausragender Meisterschaft polygonal gefügten Mauern. Ihre Steine halten und verklammern sich gegenseitig, stehen so schon ohne jegliche Restauration etwa seit 3600 Jahren. Ich denke unwillkürlich an die heutige Garantiezeit im Bauhandwerk!

Viele Jahrhunderte vor Christus und viele Jahrhunderte lang besaß Delphi einen enormen politischen Einfluss innerhalb des griechischen Gemeinwesens. Hier fanden auch die ältesten Wettkämpfe der Dichter und Musiker um den Lorbeerkranz statt. So wurde nach und nach der in Delphi verehrte Appolon Phythias zu einem Gott der Dichtkunst und Musik und der Parnassos zum Sitz der Musen. In dem Stadion dagegen liefen sportliche Wettkämpfe und Wagenrennen. Und es ist schon ein eigenartiges Gefühl sich in den Sitzreihen niederzulassen, in die blendende Arena zu blinzeln und zu wissen, dass auf den selben Steinbänken schon vor 3500 Jahren Leute saßen. Etwa ab 600 vor Christus fanden die Spiele von Delphi dann regelmäßig alle vier Jahre statt, und zwar immer je zwei Jahre nach den Spielen in Olympia.

Das Heiligtum der Athena Pronaia, der Tempelhüterin, liegt etwas abseits und getrennt von der Europastraße 962. Ebenso das Gymnasium, der Übungsplatz der Wettkämpfer. Früher waren aber alle heute scheinbar isolierten Gebäudekomplexe in die antike Stadt Delphi miteinbezogen, die sich terrassenförmig den Hang entlang zog. Und auch ich versuche mich an dem beliebtesten Fotomotiv in Delphi: der Blick auf die drei noch stehenden Pfeiler des Athena-Rundtempels mit der sich dahinter weitenden Landschaft. Ich habe Pech: Die Sonne - und dies gilt wortwörtlich - ist dagegen!

Am späten Nachmittag fahre ich über die Küstenstraße in Richtung Westen, überquere auf einer Autofähre den Golf von Korinth und reise weiter an der Nordküste der Peloponnes bis zum Fährhafen Killini. Von hier aus befördert mich eine weitere Fähre nach Zakynthos, der viertgrößten griechischen Insel im Ionischen Meer.          nach oben  nach unten

 

Zakynthos

Mein erster Eindruck nach der Landung auf Zakynthos: staubig, sehr staubig. Was ich zunächst für Hafenunrat hielt, ist überall: weißer pudriger Staub aus erodiertem Kalkgestein. Alles, was zu Boden fällt, ist reif für Kleiderbürste und Waschschüssel. Ich etabliere mich für einige Tage auf dem Zeltplatz von Laganas. Auf Zakynthos ist das Tauchen nur im Süden der Insel erlaubt. Hier liegt auch Franks Tauchbasis. Sie ist dem Driftwood-Club in Lagana angeschlossen, zu dem auch eine Bar und ein u. a. an Taucher vermietetes Appartementhaus gehört.

Zur Zeit meines ersten Besuches wohnen die Taucher im Kellergeschoss, denn das ist am billigsten und Taucher sind eh den Untergrund gewöhnt. Als dann ein Unwetter mit schauerlichen Güssen die Insel überflutet und das Souterrain knietief unter Wasser setzt, dürfen die Taucher nach oben umziehen. Ihr Pech ist mein Glück. Bei der Umzugsaktion erhält die Tauchbasis mehr Räume als benötigt. So komme auch ich in den kostenlosen Genuss eines schönen Appartements. Leichten Herzens verlasse ich den Zeltplatz - und sehne mich nach der ersten Nacht zurück. Eine vis-a-vis befindliche Bar bearbeitet nämlich sämtliche Gehörknöchelchen der näheren Umgebung bis in die frühen Morgenstunden mit heißen Diskorhythmen.

So gegen 9 Uhr treffen sich die Taucher am Driftwood-Club, der Boss wie gewöhnlich fast als letzter. Einige frühstücken oder füllen sich wenigstens den Magen, während andere schon die Tauchausrüstung hinab zum Strand schleppen und das Schlauchboot ins Wasser bugsieren. Dann werden Ausrüstung und Taucher verladen. Frank lenkt das Schlauchboot hinaus zu Jannis kleinem Fischkutter, der über tieferem Wasser vor Anker liegt. Jannis startet den Diesel und wir tuckern los. Nach 10 bis 30 min Fahrt fällt an irgendeinem der Riffe in der Bucht von Lagana der Anker und wir stürzen hinterher.

Die ersten Tauchgänge erleben wir am Poseidon-Riff und bei den Wracks. Das Wasser ist mit bestimmt 40 m Sicht fantastisch klar und mit 22 bis 24 °C gut zu ertragen. Wenigstens im Tauchanzug. Schöne Spalten, Schlupfwinkel, kleine Schluchten, interessante Felsformationen. Auch hier nur kleine Fische und nirgends Hornkorallen.

Vor dem Abstieg zu den Wracks erteilte Frank ernste Warnungen: Nichts berühren oder gar mitnehmen. Die griechischen Altertumsgesetze sind äußerst streng. Die Wracks bestehen aus Resten eines modernen und Ladungsteilen eines antiken Schiffes. Überall liegen am Grund verstreut Bruchstücke antiker Keramik: unbestimmbare Scherben, Gefäßböden, Amphorenhälse. Fast andächtig betrachten wir die Fragmente. Mindestens 2000 Jahre Geschichte liegen hier dicht nebeneinander. Im Nu laufen die 12 Bilder durch die Kamera. Die besten Motive finde ich natürlich erst, als der Film voll ist. Wie üblich.

Die Hochsaison neigt sich dem Ende entgegen und auch die Tauchbasis hat jetzt deutlich weniger Gäste. Nur zweimal finden sich auch für den Nachmittag genügend Leute, um einen zweiten Tauchgang zu starten. Deshalb setze ich mich nach dem Tauchen gewöhnlich in das Auto, um die Umgebung abzuklappern. Man kann diesen Satz ruhig wörtlich nehmen, denn die Straßen sind oft so.

Auch Zakynthos besteht, wie fast alle griechischen Inseln, im Prinzip aus einem einzigen Felsmassiv, das in Landesinneren bis auf 765 m Höhe ansteigt. Die Venezianer besetzten 1482 Zakynthos und blieben 330 Jahre. Sie nannten die Insel Zante und gaben ihr, beeindruckt von den landschaftlichen Reizen und der malerischen Hauptstadt, den Beinamen „Fiore di Levante“ (Blume des Orients). Von den schönen alten Kirchen und vielen anderen historischen Bauwerken blieb indes kaum etwas erhalten. Im August 1953 erschütterte ein furchtbares Erdbeben Zakynthos, das 90 % aller Gebäude einstürzen und Opfer ausbrechender Brände werden ließ. 2000 Menschen verloren damals ihr Leben.

Die heute 45000 Köpfe zählende Bevölkerung lebt überwiegend von der Landwirtschaft. Daneben gedeiht der staatlich geförderte Moloch Tourismus. Er weckt Habgier und spaltet die Bewohner in Befürworter (also die daran gut Verdienenden) und Gegner, für die der Tourismus nur Belastung und Naturzerstörung bedeutet.          nach oben  nach unten

 

Schildkröten und Röhrenwürmer

Eines der tragischsten Kapitel ist in diesem Zusammenhang das Schicksal der vom Aussterben bedrohten Riesenschildkröte Caretta caretta. Sie sucht nur noch zwei Plätze im Mittelmeer zur Eiablage auf: die türkische Dalyan-Bucht und die Bucht von Lagana auf Zakynthos. Ein innerer Mechanismus veranlasst sie, dort wieder zur Eiablage zurückzukehren, wo sie schlüpften und ins Meer krabbelten. Aber just auf den potenziellen Nestern stehen Campingliegen und Sonnenschirme. Das einzige, was Umweltschützer zu jener Zeit in dem Interessenkonflikt zwischen Natur und Fremdenverkehr unternehmen konnten, waren Protestaktionen, Aufklärung und die allmorgendliche Kennzeichnung frischer Gelege, damit nicht der Badegast seinen Sonnenschirm hinein rammt.

Ein Tauchgang folgt dem anderen und immer wieder werden neue Stellen angesteuert. Bei einem dieser Tauchgänge fotografiere ich vor allem Borstenwürmer, neben den Seeanemonen, Nacktschnecken und Seescheiden bevorzugtes Makroaufnahmemotiv mediterraner Unterwasserfotografen. Abgesehen von den vielen hier herumstreifenden Vertretern einer etwa 20 cm langen Nereidenart mit schöner auffälliger Färbung, sind die eigentlichen Topmodels sesshafte Borstenwürmer,  bekannter unter dem Namen Röhrenwürmer. Sie leben in selbstgebauten Röhren oder in mit Körperausscheidungen verfestigten Gängen. Die Hinterteile der meisten Röhrenwürmer sind mit zu „Kletterhaken“ umgebildeten Borsten ausgestattet, mit denen sie sich in der Röhre verankern. Das erlaubt den Röhrenwürmern ein rasches Zurückschnellen - was prompt auch geschieht, als ich mich ihnen zu weit nähere.

So wie auf diesem Tauchgang sehen wir stets etwas Neues. Überschaubare Grotten, atemberaubende Steilabhänge, schlichte Unterwasserlandschaften - fast nie Spektakuläres wie den Besuch bei den Langusten in 62 m Tiefe, sondern eine kleine stille Welt mit zarten harmonischen Farben und einer guten Sichtweite. Und wieder einmal finde ich bestätigt: Für biologisch interessierte Taucher besteht der Reiz des Mittelmeeres vor allem aus einer relativ überschaubaren wirbellosen Tierwelt.        nach oben  

Peloponnes

Anfang Oktober, nach anderthalb Wochen Aufenthalt auf Zakynthos, setze ich wieder auf die Peloponnes über, dem südlichsten Aufläufer der Balkanhalbinsel. Die Peloponnes hängt nur mit einer 6 km breiten Landzunge, dem kanaldurchschnittenen Isthmus von Korinth, an dem griechischen Festland. Seit der Antike gilt die Peloponnes indes als Insel. Vom Fährhafen Killini führt die Straße zunächst an Feldern entlang und dann durch eine Hügellandschaft mit Eichen, Pappeln und den Silhouetten der allgegenwärtigen Zypressen zu dem etwa 50 km entfernten Olympia. Als ich auf dem riesigen, aber nun fast leeren Parkplatz vor den Monumenten den Motor abschalte, trommeln die ersten Regentropfen auf das Autodach.

Um ehrlich zu sein: Ich bin etwas enttäuscht. Olympia, die Wiege der Olympischen Speile, gilt neben der Athener Akropolis und Delphi als die bedeutendste Grabungsstätte des griechischen Festlands. Aber irgendwie hatte ich mir mehr versprochen und in meiner Erinnerung leuchtete noch das herrlich gelegene Delphi. Überdies schien dort die Sonne - und hier regnet es. Nach einem flüchtigen Rundgang fahre ich weiter.

Am nächsten Tag besuche ich den nächsten Superlativ laut Reiseführer: die fränkisch-byzantinisch-türkische Ruinenstadt Mistras, seit 1249 unter fränkischer Herrschaft am Westhang eines steilen Hügels aufgebaut und nach dem Brand von 1779 endgültig verlassen. Und in der Tat, wenn es sich einrichten lässt, kann die Besichtigung der etwa 110 km von Athen entfernten Stadtreste wärmstens empfohlen werden. Wenn es nur nicht schon wieder regnen würde!

„Donnerstag, 5. Oktober“, notiere ich in mein Reisetagebuch. „Wind und Regen. Sonniges Griechenland? Wo?“ Es hat die ganze Nacht gegossen und jetzt in den Vormittagsstunden sieht es immer noch nicht nach einer Wetteränderung aus. Was nun? Das Asklepios-Heiligtum bei Epidaurus, als nächstes geplant, mit dem berühmten 16000 Menschen fassendem Amphitheater im Regen? Seine außergewöhnliche Akustik - man soll auch auf den oberen Rängen ein im Brennpunkt des Theaters losgelassenes Streichholz fallen hören - übertönt durch Windgeheul und ertränkt in Wasserschauern? Epidaurus gestrichen!

Die Festung von Mykene, dem sagenhaften Stammsitz des fluchbeladenen Geschlechts der Atriden und die bedeutendste Fundstätte der nach ihr benannten mykenischen Kultur (zwischen 1700 und 1200 v. Chr.) - hier feierte Heinrich Schliemann nach der Entdeckung Trojas seinen zweiten großen Erfolg - besichtige ich nur aus dem Autofenster. Ach hätte ich nur meinen in Schottland erprobten Gummimantel hier. Aber wenigstens wärmt die Autoheizung auf’s angenehmste. Weiter geht's es: über den Isthmus von Korinth bis zu einem kleinen Hafen vor den Toren Athens. Und hier an einem kleinen Hafenvorort schlage ich auch mein übliches Nachtlager auf, kurz: Rückbank umklappen etc.          nach oben  nach unten

 

Athen

Das alltägliche Verkehrschaos ist bekannt, deshalb dachte ich mir folgende Variante aus, um ohne mehrstündige Irrfahrten wenigstens die Akropolis abzuhaken. Von meinem Schlummerplatz aus zunächst auf der stadtautobahnähnlichen Strecke immer geradeaus so weit ins Zentrum zu fahren, wie man noch einen Parkplatz sähe. Auto abstellen, den Rest laufen und abends wieder auf dieser Geraden zurück zur Übernachtungsstelle. Und so verfahre ich auch, ohne mich zu verfahren. Angstschweiß und Adrenalin gehört ohnehin zu solch einem Vorhaben. Und ich finde in letzter Minute auch noch einen schönen Schattenplatz zum Parken.

Athen! Der erste Blick auf die Akropolis ist vielleicht auch der Eindrucksvollste. Irgendwo auf dem Weg dahin öffnet sich plötzlich eine Häuserzeile und gibt unvermittelt den Blick frei auf den Burghügel und seine Anlagen. Und man atmet erst einmal tief durch. Ach ja, Athen.

Akropolis bedeutet so viel wie Oberstadt und in der Antike bezeichnete man damit eine erhöht liegende befestigte Burganlage. Hier suchte schon die Urbevölkerung Zuflucht und in mykenischer Zeit wurde zm Schutz des Königspalastes der Mauerring auf 4 bis 6 m Dicke verstärkt. In den folgenden Jahrhunderten verwandelte sich die Akropolis auf dem rund 150 m hohen Burghügel immer mehr zu einer den Göttern geweihten Kultstätte. Die heutige Form der Anlage geht auf das Wirken der berühmtesten griechischen Baumeister und Künstler zurück und sie entstand zwischen 448 und 406 v. Chr., also auf dem Höhepunkt der Macht Athens.

Nach Schließung der antiken Kultstätten knapp 1000 Jahre später, also ab 435, residierten hier bis ins 18. Jh. nach den Griechen fränkische und türkische Herrscher. 1833 begann man mit einem behutsamen Wiederaufbau, dessen Ende auch heute noch nicht abzusehen ist. Umweltbelastungen, vor allem durch Autoabgase, und die Füße von Millionen Touristen wirken ebenso verheerend wie frühere Baumaßnahmen und Schwarzpulver. Es heißt gar, 2500 Jahre Geschichte  und 400 Jahre Türkenherrschaft hätten weniger geschadet als allein die letzten 30 Jahre des verschärften Autoverkehrs. Und der ist ja wirklich das Allerschärfste! Als ich mir mit brummendem Schädel den Weg zurück erkämpfe, muss ich an die Worte in einem Reiseführer denken: Jeder will mal nach Athen, aber kaum angekommen, sieht er zu, dass er wieder ganz fix die Kurve kratzt . . . Ich kratze auch.          nach oben  nach unten

 

Heimwärts

Für die Tour heimwärts wähle ich die Nationalstraße Nr. 1, die Athen mit Thessaloniki verbindet. Diese ist stellenweise gebührenpflichtig, aber nicht mit so horrenden Summen wie etwa in Frankreich, sondern man darf für umgerechnet zwei bis drei Mark passieren. Zwischen Larissa und Katerini raste ich im vielgerühmten Tempe-Tal, einem 10 km langem steilwandartigen Erosionseinschnitt in das Felsmassiv zwischen dem niederen Olymp und dem Ossa. In dem grünbraunen Wasser des hier durchfließenden Pinios spiegeln sich alte Bäume ihre Gipfel. In ihren Blättern fängt sich das matte Licht der Oktobersonne. Leise und müde rascheln sie im Wind. Das Licht und die Laute von Baum zu Baum flatternder Raben passen so recht zu meiner Stimmung. Eine sanfte Melancholie steigt auf. Ist das der Abschied vom Sommer, von Griechenland, vom Reisen überhaupt?

Am 10. Oktober, dem letzten Tag meines durch das Visum auf 30 Tage begrenzten Griechenlandaufenthaltes, knattere ich durch Makedonien in Richtung des Grenzübergangs Kulata. Ich besichtige ein letztes Mal eine mittelalterliche Befestigungsanlage am griechischen Wegesrand. Am Nachmittag verdichten sich die Wolkenfelder. Korrespondenten aus Athen melden, dass starke Stürme und heftige Schauer bisher sieben Menschenleben gekostet haben und dass die Fährverbindungen zu den griechischen Inseln momentan unterbrochen sind. Ich bin wohl knapp einem Unwetter entkommen!

Bei Regen reiste ich in Griechenland ein und nach einer 3000 km langen Rundreise verlasse ich es auch wieder im Regen. Eigentlich untypisch, aber selbst das Wetter ist wendisch. Auch daheim schlägt es um und als ich nach insgesamt 7000 km wieder Berlin erreiche, wird bereits in einem Monat alles ganz anders sein. Sie wissen ja, das Wendejahr!


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