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 Das große Buch Kanarische  Inseln:
                                         Reisen - Tauchen - Tauchbasen

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Und wann wohin?  -  Inhalts dieses Tauchreiseführers  -  Leseprobe

280 Seiten DIN A4, mehr als 500 Fotos, Screenshots, Karten, Webseiten und Cartoons. Erstauflage 2014. Softcover mit farbigem Einband, Fadenheftung. ISBN 978-3-937522-49-4. Privater Nachdruck der Erstauflage als Edition 2016. EVP € 24,80.

Die kanarischen Inseln liegen von Deutschland aus nur gut vier Flugstunden entfernt. Sie sind wegen der Nähe zu Europa und des angenehmen Wetters das ganze Jahr über ein beliebtes Urlaubsziel. Auch für Taucher. Die vulkanischen Meeresgründe sind vielseitig. Die Sicht unter Wasser beträgt das ganze Jahr über 15 bis 30 Meter und die Wassertemperatur liegt fast immer zwischen 19 und 24 °C. Und jede Insel bietet etwas Besonderes.
In diesem Buch findet man ausführliche Hinweise zu allen Inseln: Reisetipps, Tauchbestimmungen, ca. 140 Tauchbasenadressen, über 100 vorgestellte Tauchbasen und mehr als 130 Tauchplatzbeschreibungen. Extrakapitel: Die Fische der Kanarischen Inseln.

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Und wann wohin?

Einmal abgesehen von den äußeren Strukturen der Tauchbasen, also wie einem deren Integration in die umliegenden Ferienzentren behagt oder wie man dort zum Tauchen das Wasser erreicht oder von persönlichen Freundschaften und Erinnerungen an frühere Urlaubserlebnisse, stellt sich eigentlich nicht die Frage nach der Unterwasserwelt. Das „wohin“ könnte sich mehr nach der Art des Urlaubs richten (Cluburlaub mit Animation, abgeschiedenes Bauernhaus?), welche Insel man noch kennen lernen möchte und auch von der Jahreszeit abhängen.

Die Unterwasserwelt, die marinen Landschaft ist - gewöhnlich im Gegensatz zur Tierwelt - nicht überall gleich. Gran Canaria und Fuerteventura hat die Natur tauchermäßig etwas stiefmütterlicher behandelt als andere Inseln. Aber auch hier haben die ortsansässigen Basen recht interessante Stellen ausfindig machen können.

Im Allgemeinen gilt für die kleinen Inseln (Hierro, La Palma und Gomera): Sie sind eher für routinierte Taucher geeignet als für Anfänger. Eine Zeit lang durften beispielsweise im Taucher-Treff auf La Palma nur erfahrene Taucher einchecken, bis man dann auch da für Anfänger geeignete Tauchstellen ausgekundschaftet hatte und nun ebenfalls Tauchkurse anbieten kann. Immerhin bringen Kurse den Basen fast überall einen beachtlichen Teil ihres Einkommens! Durch die geologischen Besonderheiten der kleinen westlichen Inseln fällt die Küste gewöhnlich steil ab in große Tiefen. Der offene Atlantik kommt quasi dicht an die Ufer heran und mit ihm die das freie Wasser bevorzugenden Großfische. Und man braucht nicht weit zu schwimmen, um vom Ufer aus große Tiefen zu erreichen . . .

Auf jeder Insel befindet sich mindestens eine, auf manchen gar acht bis zehn Tauchbasen. Allerdings kann es sehr mühsam sein, selbst mit einem Mietwagen, das Resort stets von den entferntesten Orten aus besuchen zu müssen. Daher könnte für uns Otto Normaltaucher gelten: Man wähle seine Insel besser nach dem aus, was man außer dem Tauchen sonst noch sehen und erleben möchte!

 An allen nördlichen Küsten wehen fast ununterbrochen die mehr oder minder heftigen Passatwinde und laufen raue Wellen auf. Tauchen ist dennoch fast überall ganzjährig möglich, außer eben an den nördlichen Küsten. Das Wasser ist mit 23 °C im September und Oktober am wärmsten, im Februar und März ist es mit 18 °C am kältesten: Für Taucher dank Neoprene keine Hürde. Speziell im November, Februar und März indes ist es öfter recht stürmisch. Dann kann das Tauchen problematisch werden, obwohl viele Basen Ausweichplätze kennen.

Jahreszeit und Wetter: Wer Sonne über alles und zu jeder Jahreszeit liebt, sollte stets die Süd- und Südostküsten bevorzugen, wichtig besonders auf allen westlichen Inseln und auf Gran Canaria. Nur Lanzarote und Fuerteventura sind relativ flach, so dass die regenbringenden Wolken fast ungestört darüber hinwegtreiben könnten. Wer es auf den gebirgigen Inseln (praktisch alle außer Fuerteventura und Lanzarote) auch im Winter warm und trocken haben möchte, sollte tunlichst im Süden und Südwesten der Inseln Quartier nehmen. Und vielleicht noch dies:

Lanzarote kann als Touristenplus mit der geringsten Wahrscheinlichkeit aufwarten, dass ihr Urlaub verregnet. Eine schöne abwechslungsreiche Insel. Touristisch gut erschlossen. Viele Basen mit schönen und einfach zu erreichenden Tauchplätzen. Interessant: Die Wracks im Hafen von Puerto del Carmen.

Fuerteventura gekennzeichnet durch karge Landschaften und goldgelbe Strände, ist nach Lanzarote die Insel mit der zweitgeringsten Niederschlagsmenge. Dafür ist sie aber geradezu berüchtigt für ihren stetigen und starken Wind. Surfmeister ahoi! Im Norden vor der Insel Los Lobos wimmelt es vor Fischen.

Gran Canaria besitzt eine hervorragende Infrastruktur und damit auch viele Unterkünfte, ist eine Ferien- und Tourismusinsel par excellence, hat aber leider wenig geeignete Tauchgebiete und wohl auch deshalb nur wenige Tauchbasen zur Auswahl.

Tenerife besitzt wie Gran Canaria eine hervorragende Infrastruktur und damit auch viele Unterkünfte, die größte Auswahl an Tauchbasen auf den Kanaren, besonders an der Westküste etliche schöne Tauchplätze - und Wale!

La Gomera einst eine Insel für Aussteiger, heute eine eher romantische für Bergwanderer. Über Wasser oft viel interessanter als unter Wasser. Meist gute Sichtverhältnisse.

La Palma ist für den Verfasser die schönste Insel, gleich nach El Hierro auch unter Wasser, teils steil abfallend, fischreich, Thunfische, Rochen, Mantas und Schwarze Korallen. Manch unbequemer Einstieg, gewöhnlich keine Bootstauchgänge (hier unnötig) und mit Strömung ist zu rechnen.

El Hierro ist schwerer als üblich erreichbar, liegt praktisch am Ende der Welt, klein, wild, windzerzaust, aber mit hervorragenden fischreichen Tauchgründen und klarem Wasser. Das 300 m vor der Küste liegende legendäre Felsriff El Bajón fällt auf 110 m Tiefe ab. Regelmäßige Besucher: Hammerhaie, Adlerrochen und Mantas.    

(Leseprobe aus dem Kapitel "Kanarische Inseln. Für die Fortsetzung dieses Kapitels bitte hier klicken)     nach oben     nach unten     home

 

INHALT      Die Kanarischen Inseln: Aus der Geschichte  -  Klima und Wetter  -  Flora und Fauna  -  Und wann wohin? - Tauchreiseveranstalter
Anreise und Aufenthalt:
Einreisebestimmungen  -  Ein- und Ausfuhrbestimmungen  -  Flugzeug  -  Pauschalflugreise  -  Kraftfahrzeug  -  Unterkunft
Kleines Reise-ABC: Ärztliche Hilfe  -  Diplomatische Vertretungen  -  Geld  -  Kosten  -  Strom  -  Telefonieren  -  Trinkwasser  -  Trinkgeld  -  Uhrzeit  -  Übrigens  -  Vokabeln
Tauchen: Wind und Wetter  -  Wassertemperatur und Sicht  -  Reisezeit für Taucher  -  Gesetze  -  Taucherausrüstung  -  Dekompressionskammer  -  Preise - Wilde Tauchbasen? - / Lanzarote: Geologie und Landschaften  -  Klima und Wetter  -  Fauna und Flora  -  Bevölkerung  -  Wirtschaft  -  Politik und Verwaltung  -  Reisezeit  -  Unterkünfte  -  Sehenswertes  -  Tauchbasen  -  Tauchgebiete  -  Puerto del Carmen  -  Puerto Calero  -  Playa Blanca  -  La Santa  -  Arietta  -  Costa Teguise
Fuerteventura: Geologie und Landschaften  -  Klima und Wetter  -  Fauna und Flora  -  Bevölkerung  -  Aus der Geschichte  -  Wirtschaft  -  Politik und Verwaltung  -  Reisezeit  -  Anreise  -  Unterkünfte  -  Sehenswertes  -  Küsten  -  Tauchbasen  -  Tauchgebiete und Tauchplätze  -  Caleta de Fustes  -  Costa Calma  -  Jandía Playa  -  Corralejo  -  Villaverde
Gran Canaria: Bevölkerung  -  Anreise  -  Unterkünfte  -  Costa Canaria  -  Küste  -  Tauchgebiete und Tauchplätze  -  Dekompressionskammer  -  Arinaga  -  San Augustin  -  Playa del Ingles  -  Playa de Maspalomas  -  Puerto Blanco  -  Play Arguineguin  -  Puerto Rico  -  Puerto de Mogan  -  Playa Taurito  -  Las Palmas de Gran Canaria
Teneriffa: Etwas Geologie  -  Klima und Wetter  -  Flora und Fauna  -  Bevölkerung  -  Aus der Geschichte  -  Wirtschaft  -  Verwaltung  -  Sehenswertes  -  Anreise  -  Tauchen  -  Tauchgebiete und Tauchplätze  -  Los Abrigos  -  Amarilla Golf  -  Costa del Silencio  -  Ten Bel  -  Las Galletas  -  Los Christianos  -  Play de las Américas  -  Puerto Colón  -  Adeje  -  San Juan  -  Los Gigantes  -  Buenavista del Norte  -  Puerto de la Cruz  -  Las Caletillas  -  Abades  -  El Medano
La Gomera: Geologie und Landschaften  -  Klima und Wetter  -  Flora  -  Bevölkerung  -  Aus der Geschichte  -  Wirtschaft  -  Verwaltung  -  Sehenswertes  -  Anreise  -  Fährverbindungen  -  San Sebastián  -  Tauchen  -  Tauchgebiete  -  San Sebastian  -  Hermigua
La Palma: Geologie und Landschaften  -  Aus der Geschichte  -  Wirtschaft  -  Klima und Reisezeit  -  Anreise  -  Tauchen  -  Tauchplätze  -  Los Cancajos  -  Puerto Naos  -  Los Llanos
El Hierro: Geologie und Landschaften  -  Klima und Wetter  -  Aus der Geschichte  -  Bevölkerung  -  Wirtschaft  -  Verwaltung  -  Sehenswertes  -  Anreise  -  Tauchen  -  La Restinga
Die Fische der Kanarischen Inseln
Literatur- & Quellenverzeichnis:
Reiseführer  -  Tauchen und Tauchführer  -  Fauna & Flora  -  Berichte zu Tauchgebieten  -  Landkarten  -  Verschiedenes
Systematisches Tauchbasenverzeichnis
Tauchbasenindex
Das Verlagsprogramm

 

Und als Fortsetzung der Leseprobe noch aus dem Kapitel „Die Kanarischen Inseln“:

Auf den Kanaren sollen ursprünglich bissige wolfs- bis schakalähnliche Hunde gelebt haben. Auf Latein heißen die Biester canis und auch daher könnte die Bezeichnung Kanaren stammen. Heute gibt es hier keine wilden Hunde mehr, dafür jede Menge herrenlose - doch die sind aber in Regel alle ganz lieb!

Die Kanarischen Inseln gehören zu Spanien, bilden aber seit dem August 1982 eine autonome Region. Sie gliedern sich in zwei Provinzen: Las Palmas und Santa Cruz de Tenerife.

Zu der 4065 km² großen Provinz Las Palmas gehören die Inseln Gran Canaria (1543 km²), Lanzarote (795 km²), Fuerteventura (1731 km²) und - unter den nennenswerten kleinen Inselchen - die unweit nördlich Lanzarotes gelegenen Eilande Isla de Alegranza und Isla Graciosa sowie die wenige Kilometer nordöstlich Fuerteventuras befindliche Isla de los Lobos.

Die 3208 km² große Provinz Santa Cruz de Tenerife umfasst die Inseln Tenerife (2057 km², im deutschen Sprachraum zumeist „Teneriffa“ geschrieben), La Palma (726 oder 728 km²), La Gomera (378 km²) und El Hierro (277 km²).

Die Gesamtfläche der Inseln misst etwa 7500 km² und sie haben insgesamt eine Küstenlänge von rund 1500 km. Alle Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Die Folge: vielfältige zerklüftete Strukturen wie Steilwände, Höhlen, Bögen, Tunnel und ein relativ schmaler Kontinentalsockel, der es mit sich bringt, dass mancherorts das Meer (besonders vor den westlichen Inseln) schon dicht an der Küste auf 2000 m Tiefe abfällt. Die östlichen Inseln, vor allem Lanzarote und Fuerteventura, sind älteren geologischen Ursprungs. Hier ist der Festlandssockel mit bis zu 30 km viel breiter. Im Übrigen sind 17 % der Küsten Strände und 67 % Steilküsten.

Die Führung der Inselregierung obliegt einem gewählten Präsidenten. Welche Stadt Hauptstadt der Region ist, wechselt alle vier Jahre im Turnus mit den Parlamentswahlen: mal ist es Las Palmas de Gran Canaria und mal Santa Cruz de Tenerife.     nach oben

 Geschichte

Über die Vorfahren der einheimischen Bevölkerung der Kanaren weiß man so gut wie nichts. Einzig gesichert scheint durch Radiokarbondatierungen und Kulturvergleiche, dass beispielsweise nach Fuerteventura die ersten Einwanderer etwa um die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. gekommen sein mussten. Aber woher bleibt im Dunkel der Vorzeit verborgen. Vielleicht kamen sie, am naheliegendsten, aus Nordwestafrika?

Die Phönizier kannten bereits die Kanarischen Inseln. Noch vor unserer Zeitrechnung segelten sie auf ihren Entdeckungsreisen bis Lanzarote und Fuerteventura. Und der im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in Alexandria lebende berühmte Astronom und Geograf Ptolemäus legte den ersten Längengrad seiner Weltkarte durch jene Insel, die heute El Hierro heißt. Aber mit dem Ende des Römischen Reiches schwand praktisch in Europa auch das Wissen um die Welt jenseits der anliegenden Meere. Erst im 13. und 14. Jahrhundert entdeckten genuesische, portugiesische und mallorquinische Seeleute nach und nach erneut die Kanaren und eine auf 1339 datierte Seekarte aus Mallorca verzeichnete dann abermals wieder alle Inseln.

Das ganze 15. Jahrhundert verging während der Eroberung und dem Schacher verschiedenster Interessenten um die Inseln, bis es schließlich den katholischen Königen gelang, die Kanaren komplett ihrem Reich einzuverleiben. In der Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert kamen noch mehrfach holländische und englische Kolonialgelüste auf und auch Kriegsschiffe, doch die Spanier verteidigten ihre Beute stets erfolgreich. Und deshalb gehören die Kanaren immer noch zu Spanien. Aber da heute wieder in aller Welt selbst kleinste Minderheitengruppen eigene Staaten und Herrscher fordern, nimmt es nicht Wunder, dass sich auch eine politisch-kulturelle Kanarische Unabhängigkeitsbewegung formiert hat.

Klima und Wetter

Die Kanaren - so gern apostrophiert als Inseln des ewigen Frühlings? Schon, aber in den höheren Bergregionen ist mancherorts der Winter ganz schön winterlich und kaum noch Frühling. Der Teide auf Teneriffa trägt nun seine weißen Gipfel noch stolzer als sonst - übrigens ein beliebtes Fotomotiv: im Vordergrund die Palmen und dahinter im befremdlichen Kontrast das weiße Gebirge.

Der Sommer wiederum hat meist kaum noch frühlingshafte Züge. In den südwestlichen Inselregionen bzw. auf Lanzarote und Fuerteventura zeigt sich kein Wölkchen am Himmel und die Sonne knallt gnadenlos herab. Die Quecksilbersäule steigt bis 28 oder 30 °C. Und wenn dann noch der heiße „tiempo sur“, wie auf den Kanaren der Schirokko auch heißt, von Afrika herüber weht, wird die Luft brütend heiß, staubgeschwängert und zum Schneiden dick. Die Insulaner schließen alle Fensterläden und Türen und reduzieren jede Tätigkeit auf das Unumgänglichste. Temperaturen um 35 °C sind jetzt nichts Ungewöhnliches, aber auch Werte über 40 °C sind möglich!

Doch schon nach wenigen Tagen dreht der Wind und es bläst wieder der traditionelle regelmäßige Nordostpassat. Er sorgt für frische Luft, Kühlung, Wolken - und unter Umständen im manchen Regionen für düsteren Himmel und etwas Regen.

Der feuchtwarme Nordostpassat! In Verbindung mit dem Kanarenstrom sorgt er für einen Ausgleich zwischen den Jahreszeiten und relativ geringen Temperaturschwankungen - anders als etwa im Mitteleuropa, wo zwischen dem Hochsommer mit 30 °C und Winter mit minus 10 °C jährliche Temperaturschwankungen von 40 °C durchaus normal sind. An durchschnittlich 199 Tagen im Jahr scheint die Sonne. Die Lufttemperaturen variieren im Jahresmittel zwischen 20 °C und 23 °C und die Wassertemperatur zwischen 23 °C und 18 °C - also doch etwas „ewiger Frühling“! 

Um noch einmal auf, neben dem Meer, das wetter- und klimabestimmendste Element der Kanarischen Inseln zurückzukommen: der fast ständig wehende feuchtwarme Nordostpassat. Er kühlt in 600 bis 1700 m Höhe vor den nordöstlichen Berghängen ab und kondensiert teilweise. In der feuchten Luft bilden sich winzige, schwebende Wasserteilchen, die sich zu mächtigen Wolkenbänken zusammenschließen. Und irgendwann können die ihr Wasser nicht mehr halten und müssen es lassen. Kurz: Es beginnt zu regnen! Wenn sich die Wolken derart erleichtert und aufgelockert haben, können die Reste wieder über die Gipfel aufsteigen und von dannen schweben.

Die Folgen liegen auf der Hand: Auf den gebirgigen Inseln sind die dem Passat zugewandten Seiten stets stärker bewölkt, feuchter und damit auch grüner. Die im Norden, etwa in Puerto de la Cruz, untergebrachten Teneriffabesucher empfinden dies bei ihrem ersten Besuch auf dieser Inseln besonders krass. Die Chartermaschine landet wie gewöhnlich in Teneriffa-Süd - und ringsum, so weit das Auge blickt, außer vor den künstlich bewässerten Hotelgärten, eine kakteengespickte Wüste und allenfalls ein sanft verschleierter Himmel. Aber je weiter die Fahrt nach Norden führt, desto stärker verwandelt sich die öde Szenerie in grüne liebliche Landschaften - und die ersten dicken Wolken erscheinen am Himmel. Merke: Nur ein Narr erwartet beides: grüne Landschaften u n d ewig Sonne! Man muss sich halt arrangieren, mit dem was man will. 

Also nicht jede Jahreszeit ist ideal, wenn man noch mehr sehen möchte als nur die Unterwasserwelt. Wanderungen beispielsweise in der größten Hitze (Hochsommer) oder während der Herbststürme sind gewiss nicht gerade das, weshalb man auf die Kanaren reist...     nach oben

Innerhalb der Kanarischen Inselwelt nimmt zumindest die Fauna und Flora von Fuerteventura und Lanzarote eine gewisse Sonderstellung ein:

Pflanzen

Die Nähe zu Afrika, die Niederschlagsarmut und das Vorhandensein großer halbwüstenartiger Landstriche mit Höhenlinien von noch unter 100 m führte zum Gedeihen von Pflanzen, deren Heimat eigentlich die afrikanische Sahara ist. Nur nach den winterlichen Regenfällen erwacht im Frühjahr die im Boden schlummernde Vegetation und mancherorts zieren dann Gräser und Blütenteppiche die kahlen Landschaften.

Da und dort leuchten die verschiedenen Sonnenröschen-Arten (Helianthemum), die Natternkopfarten (Echium), die Mittagsblume (Mesembrianthemum), die Kronenmargerite (Chrysanthemum coronarium) und der Lanzarote-Hornklee (Lotus lancerottensis). Von dem Botaniker Kunkel wurden auf Fuerteventura etwa 600 Arten höherer wildwachsender Pflanzen nachgewiesen. Davon sind 18 Arten und Unterarten Lokalendemiten, also nur auf Fuerteventura vorkommende Pflanzen.

Auf Lanzarote wurden dagegen etwa 570 Arten höherer wildwachsender Pflanzen nachgewiesen. Davon sind 13 Arten und Unterarten Lokalendemiten, also nur auf Lanzarote vorkommende Pflanzen. Sie wachsen allerdings an engbegrenzten Standorten und sind deshalb schwer zu finden.

Zu den einheimischen Arten gesellen sich zahlreiche einst eingeführte Nutzpflanzen, die dann später verwilderten. An erster Stelle wäre hier der wilde Tabak (Nicotiana glauca) zu nennen, ein robuster Strauch aus Südamerika, der die einheimische Flora immer mehr verdrängt. Den Tabak begünstigt auch der Umstand, dass ihn die Ziegen als strikte Nichtraucher verschmähen und dafür lieber echt Kanarisches fressen. Sehr häufig zu finden sind die giftigen Wolfsmilchgewächse der Gattung Euphorbia.

Mit Wäldern sieht es zumindest auf Fuerteventura und Lanzarote mau aus, genauer: Es gibt keine. Der Lorbeerbuschwald wurde ausgerottet und Aufforstungsversuche mit bestimmten Kiefernarten scheiterten bisher. Unter den einheimischen Baumarten steht an erster Stelle die Kanarische Palme (Phoenix canariensis) und die Dattelpalme (Phoenix dactylifera). Sie gedeihen vor allem an Rändern von zeitweilig wasserführenden Flussläufen und bewässerten Feldern, während die Kanarische Tamariske (Tamarix canariensis) und Afrikanische Tamariske (Tamarix africana) da, wo noch Spuren von Feuchtigkeit existieren, kleine Buschwälder bilden.

Auf Lanzarote ist die Kanarische Palme praktisch die einzige hier noch vorkommende Baumart. In der Palmenoase von Haría, dem „Tal der tausend Palmen“, bildet sie gar ein schütteres Palmenwäldchen.     nach oben

Tiere

Die Fauna der Ostkanaren beschränkte sich ursprünglich fast nur auf flugfähige Tiere wie Vögel und Insekten und daher gibt es hier auch keine Schlangen. Dafür sind recht häufig die ebenfalls nur auf Lanzarote und Fuerteventura vorkommenden Purpurarien-Eidechsen (Gallotia atlantica) zu sehen. Ihre Kennzeichen sind die an den Körperseiten vorhandenen türkisfarbenen Flecken. In der Nacht geht der Mauergecko (Tarentola mauritanica angustimentalis) auf Insektenjagd. In der Nähe von Zisternen und Wasserrückhaltebecken hört man manchmal Laubfrösche (Hyla meridionalis) und Baumfrösche (Rana perezil) quaken.

An Insekten leben auf den Kanaren zahlreiche Schmetterlings-, Libellen-, Heuschrecken- und Käferarten. Der Schirokko weht häufiger auch afrikanische Insekten von der Sahara mit herüber. Doch diese Tiere können hier nicht überleben. Das Gleiche gilt für Wanderheuschrecken, die manchmal in riesigen Schwärmen einfliegen. Aber heute kommt es kaum noch zu großen Invasionen, denn geortete Schwärme werden bereits beim Anflug noch weit draußen über dem Meer bekämpft.

Die Vogelwelt hatte jahrhundertlang unter dem Jagdfieber der Insulaner zu leiden. Aber durch die inzwischen erlassenen strengen Schutzbestimmungen erholen sich einige Bestände wieder. Auf Fuerteventura und Lanzarote entwickelten sich in Anpassung an die Besonderheiten dieser halbwüstenartigen ‘afrikanischen’ Inseln so interessante Vogelarten wie etwa Bluthänfling (Carduelis cannabina), Wiedehopf (Upupa epops), Triel (Burhinus oedicnemus), Turmfalke (Falco tinnunculus) und die Schleiereule (Tyto alba). In den Wüsten- und Halbwüstenregionen leben im Verborgenen selten gewordenen Spezialisten wie Fuerteventura-Kragentrappe (Chlamydotis undulata fuerteventurae), Triel, Rennvogel (Cursorius cursor) und das Sandflughuhn (Pterocles orientalis). Als größte Besonderheit der Vogelwelt gilt der Kanarenschmätzer oder Kanarenschwarzkehlchen (Saxicola dacotidae), ein naher Verwandter des europäischen Schwarz- und Braunkehlchens. Die kleinen Kanarenschmätzer leben in den Barrancos, besonders im Norden und auf Jandía. Diese Vogelart gibt es nirgendwo anders als auf Fuerteventura und ihr Bestand ist stark gefährdet. Es wird geschätzt, dass es nur noch wenige Hundert Brutpaare gibt.

Besonders häufig sind dagegen Meisen, Sperlinge und Finken. Von der wohl bekanntesten Vogelart der Kanaren, dem Kanarienvogel (Serinus canaria), heißt es, dass er wohl nur noch An Säugetieren gab es ursprünglich nur Fledermäuse und eine Spitzmausart (Crocidura canariensis). Das Nordafrikanische Erd- oder Wüstenhörnchen (Atlantoxerus getulus) ist ebenfalls kein heimisches Tier. 1965 wurde auf Fuerteventura ein Paar ausgesetzt. Inzwischen haben die Erdhörnchen die ganze Insel erobert und verursachen beträchtliche Schäden an der Vegetation.

Manchmal sieht man auf der Straße einen totgefahrenen Nordafrikanischen oder Wanderigel (Erinaceus algirus), ebenfalls kein einheimisches, aber als Insektenvertilger ein recht nützliches Tier. Ziegen, Esel und Dromedare wurden als Haustiere eingeführt, die Kaninchen als Jagdwild. Und die Ratten sind als blinde Passagiere von selbst mit auf die Insel gekommen.


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